Rezension Das große Liederbuch.

Mein kleiner Freund Jakob, dem ich meinen Kinderbuchblog gewidmet habe, wird am 8. Oktober drei Jahre alt. Auf die Frage, welches Buch für ihn derzeit sinnvoll sei, meinte seine Mutter, ein Liederbuch.

Lesen kann der Süße leider noch nicht, musizieren wohl auch noch nicht, aber singen kann er bereits sehr gut. Da Jakob gottlob schnell begreift, fahndet seine Mutter immer wieder nach neuen Liedtexten, die sie ihm dann rasch vermittelt. Aber sie sucht auch nach Noten, damit sie die Melodie zunächst nachvollziehen und ihm anschließend korrekt vorsummen kann.

"Das große Liederbuch" enthält rund 200 der schönsten deutschen Volks- und Kinderlieder aus dem 14.- 20. Jahrhundert, gesammelt von Anne Diekmann unter Mitwirkung von Willi Gohl mit 156 hübschen, nostalgischen Bildern von Tomi Ungerer.

Wie man dem Klappentext entnehmen kann, ist das Buch in elf Zyklen geordnet: "Morgen-Lieder, Handwerks- und Arbeitslieder, Frühlings-Lieder, Wanderer-Lieder, Sommer-Lieder, Jäger-Lieder, Herbst-Lieder, Tanz- und Spiellieder (mit Spielanleitung), Winter-und Weihnachtslieder, Liebes-Lieder sowie Abend- und Schlaflieder.

Die Originaltexte und - melodien für Gesang, Klavier und andere Instrumente sind teilweise Kompositionen von Bach, Mozart, Schubert und Brahms, die u.a. von Musikpädagogen neu gesetzt worden sind.

Für den kleinen Jakob kommen jetzt noch nicht alle Lieder in Frage, "Bruder Jakob" natürlich schon. Dieses Kinderlied wird von einem lustigen Bild begleitet, das sich dazu eignet, bereits von kleinen Kindern beschrieben zu werden.

Alle Illustrationen im Buch regen die Fantasie an, korrespondieren mit den Liedtexten und verleihen den Kleinen Vorstellungen von Liedinhalten, die uns heute fast fremd erscheinen. Welches Bild entsteht im Kopf eines unbedarften Stadtkindes, wenn es den Text "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" singt? Vermutlich keine, bevor es nicht ein entsprechendes Bild gesehen hat. Das Verknüpfen von Texten mit Bildern wird in diesem Buch generell sehr gut geleistet.

Dass die Musik zu dem Kinderlied "Komm, lieber Mai" von Mozart stammt, wusste ich nicht. Als Kind mochte ich das Lied besonders gerne. Während ich die Texte lese, erinnere ich mich an meine eigene Kindheit und an die Tatsache, dass mein Vater viel mit mir sang und freue mich.

Manches der Lieder ist sprachpädagogisch wertvoll, wie etwa "Es, es, es und es", andere haben einen beinahe philosophischen Hintergrund und sind für Dreijährige natürlich noch nicht geeignet, wie etwa das schöne Lied "Geh aus mein Herz, und suche Freud" mit dem nachdenklichen Text von Paul Gerhardt.

Im November darf Jakob "Laterne, Laterne" singen, davor "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann" oder auch die hessische Volksweise "Dornröschen".

Ich vermute meine Cousine wird im Spätherbst mit ihrem Sohn Weihnachtslieder einüben und ihm das Lieblingsweihnachtslied unserer Großmutter beibringen. Im Buch ist es erfreulicher Weise verzeichnet. Es handelt sich um "Es ist ein Ros` entsprungen", bei dem mich als Kleinkind der Name "Jesajas" verwirrte und ich stets das Gefühl hatte,  ihn falsch auszusprechen.

Die alten Volks- und Kinderlieder gehören zu unserem Kulturgut, das von einer zur nächsten Generation weiter vermittelt werden sollte. Dieses Buch bietet Eltern Gelegenheit vergessene Texte wieder aufzufrischen. Nicht wenige Mütter sind mittlerweile bei der Geburt ihres ersten Kindes schon älter als 40 Jahre und können einst auswendig Kinderlieder nur noch bruchstückhaft wiedergeben. Das gilt für den Text "Ein Männlein steht im Walde" ebenso, wie für "Grün, grün, grün, sind alle meine Kleider", ein tolles Kinderlied, um Kinder mit Farben vertraut zu machen.

Das Liederbuch wird in einem schönen Einschuber geliefert. Dieser ist von Tomi Ungerer mit einer idyllischen Landschaft und einem fröhlichen Wanderer illustriert worden.

Sehr empfehlenswert.

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